Haben Kunden sich bei Ihnen zur Anpassung von Räumen für Covid-19-Maßnahmen beraten lassen?
Bis jetzt habe ich das noch nicht erlebt, was wahrscheinlich daran liegt, dass viele unserer Projekte und Konzepte bereits in Arbeit waren oder in Angriff genommen wurden, bevor die Pandemie richtig losging. Im Wesentlichen wurden sie wie geplant umgesetzt. Wir mussten allenfalls ein paar Maßnahmen ergänzen, zum Beispiel Desinfektionsstationen.
Glauben Sie denn, dass diese Reaktion auf Covid-19 nur vorübergehend ist, oder wird es die Gestaltung von Arbeitsplätzen und unsere Vorstellung von einer guten Arbeitsumgebung dauerhaft beeinflussen?
Ich denke, dass sich Covid-19 langfristig auf unseren Arbeitsalltag auswirken wird und das hat letztendlich auch Einfluss darauf, wie wir Räume gestalten. Abstand halten, Lüften, Hygiene und der erfolgreiche Einsatz mobiler Technologie werden in den Büros der Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Arbeitsplätze werden sicherlich auch flexibler sein müssen. Ich vermute, dass in einigen Fällen die Fläche reduziert wird und somit gemeinsam genutzte Arbeitsflächen zunehmen werden. Immer weniger Menschen werden die ganze Zeit an nur einem Ort arbeiten. Zweifellos wird sich die Kombination aus Zeit, die wir im Büro verbringen, und Telearbeitszeit nachhaltig auswirken. Mittelfristig denke ich, dass sich die Pandemie dauerhaft in Vorschriften und Richtlinien rund um Arbeitsplatz und Arbeitssicherheit niederschlagen wird.
Werden wir eine stärker separierte in Bereiche unterteilte und individualisierte Raumgestaltung sehen? Zum Beispiel eine Rückkehr zu kleineren Teambüros oder sogar zu individuellen Arbeitsbereichen und einer stärkeren physischen Abtrennung innerhalb desselben Raums?
Ich glaube nicht, dass es separierte Räume geben wird, aber wir werden erleben, dass die Arbeitswelt und die Zusammenarbeit zwischen Kollegen und externen Teammitgliedern flexibler werden. Das wird unweigerlich zu einer Verlagerung der physischen und digitalen Interaktion und Zusammenarbeit führen. Infolgedessen müssen die Räume flexibler werden. Arbeitsplätze müssen Teamarbeit und individuelle Aufgabenerledigung ermöglichen sowie die Technologie und die unterstützende Infrastruktur für die Teilnahme an virtuellen Meetings bereitstellen.
Hat sich unsere Einstellung zu Arbeitsräumen grundlegend geändert? Wird auf Kundenseite beim Arbeitsplatz eher der Mensch im Vordergrund stehen, oder geht es wieder um die maximale Anzahl an Mitarbeitern?
Ja und nein. Ich denke, die schon vor Covid-19 erkennbaren Veränderungen haben sich nur beschleunigt und intensiviert. Insofern war die Krise ein Katalysator für eine Entwicklung, die bereits im Gange war. Außerdem werden bei Projekten wahrscheinlich die hygienischen Aspekte stärker in den Vordergrund rücken. Die spielten vorher keine Rolle. Ich denke, die spannende Frage wird sein, wie wir einerseits Abstandhalten und Hygienemaßnahmen gewährleisten und andererseits einen kollaborativen und offenen Raum schaffen können, ohne uns hinter Plexiglasscheiben zu verbarrikadieren. Es wird nicht mehr den einen Schreibtisch geben, an dem ein Mitarbeiter arbeitet, sondern Räume, die unterschiedlich genutzt werden können und flexibles Arbeiten ermöglichen.
Was ist das Wichtigste, was Sie aus der Pandemie in Bezug auf die Arbeitsplatzgestaltung gelernt haben?
Für mich persönlich ist der offensichtlichste Effekt, dass wir uns alle an das Arbeiten in eher virtuellen Räumen gewöhnt haben – sei es mit den eigenen Kollegen oder Kunden. Ich denke, diese neuen Arbeitsweisen werden sich langfristig durchsetzen und erhebliche Auswirkungen auf die Raumgestaltung haben. Es müssen separate Räume vorhanden sein, in denen die Mitarbeiter virtuelle Meetings durchführen können. Ein Großraumbüro stößt hier an seine Grenzen. Daher sind Anpassungen wie Kabinen und Kapseln (Pods) erforderlich, um dies in unterschiedlichen Größenordnungen zu ermöglichen.
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Campus Founders - Photo: KAMI BLUSCH
Axel Arigato - Photo: Axel Arigato